Berge zur Selbsterkenntnis
 
Lawine
 
uerst höre ich einen scharfen Knall, so beißend scharf, dass es mir eiskalt den Rücken hinabläuft. Ein Gedanke schießt mir jäh durch den Kopf: Eine Lawine! Doch woher kommt es? Rings um mich herum nur urweltliche, kalte, abschreckende Eiswüste.
Ein unheimliches Grollen, Rumoren und Pfeifen setzt ein, wird allmählich lauter, kommt näher und näher. Ich kann weder sehen, noch hören, aus welcher Richtung die weiße Hölle sich auf mich zuwälzt, um mich unweigerlich zu überrollen. Das unheilvolle Dröhnen hallt von allen Seiten her. Ich will weglaufen, doch ich weiß nicht wohin, denn ich könnte ja meinem eigenen Tod entgegenlaufen.
Dann plötzlich, hoch über mir im Gletscherbruch, wallen riesige Staubwände aus feinsten Eispartikeln empor und verdunkeln drohend den eben noch blauen Himmel. Ich höre die Schnee- und Eismassen auf mich zurasen, sehe aber nur eine hellgraue Staubwand; nur das Gröhlen und Pfeifen wird lauter - schir unerträglich.
Dann schwappt plötzlich hoch über mir eine ungeheure, weiße Flut über die Eisabbruchkante. Ich glaube fast, die Schneemassen schießen in die Stratosphäre, mit solcher Wucht springt die Lawine über mir hoch und schäumt dann herab. Ich laufe, renne um mein Leben, nurmehr meinem Instinkt folgend, als klarer Überlegung. Ein fauchender Orkan entsteht in meinem Rücken und wirft mich vorwärts. Doch der weiße Tod ist schneller.
Eine unendlich hohe, weiße Wand aus Schneestaub holt mich ein, überrennt mich. Ich bekomme keine Luft mehr, sehe nichts mehr, höre nichts mehr, glaube zu ertrinken. Es gibt keine Luft mehr zum Atmen, nur noch Schnee. Ich gerate in Panik, verliere das Bewußtsein. Gleichzeitig erdrücken mich tausende Tonnen Eis und Schnee - doch das spüre ich nicht mehr...
 
 
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