Meine Hobbys:

1. Gedichte schreiben


Interview

Michaela Dietze- Schoreit (LiteraNews, München)

Ausgabe Jan. 2000

 
LiteraNews:   Du hast in der Weihnachtszeit einige Großstädte in ganz Deutschland besucht und Deine Dichtung in mehreren Literatur- Clubs vorgetragen. Was waren Deine Eindrücke?
     
F.A.:   Na ja, eigentlich bin ich ohne Erwartungen losgefahren, und das auch nur, weil ich keinen richtigen Bock auf Weihnachten hatte. Zwei Tage Gefühlsduselei und danach Einsamkeit, das wär' nicht mein Ding gewesen. Meine Eindrücke, ja, da kam wesentlich mehr rüber, als ich zu hoffen wagte. Ich hab' nicht geglaubt, dass meine einfachen bescheidenen Verse so positiv ankommen würden, das war schon 'ne echte Überraschung.
     
LiteraNews:   Was glaubst Du, warum Deine Gedichte gerade hier in München eine so positive Resonanz erfahren haben?
     
F.A.:   Vielleicht weil gerade Weihnachten war, ich weiß es nicht. Manche sagen, meine Verse sind so'n bischen auf Tränendrüse gemacht. Na ja und wenn das stimmt, dann passt das ja irgendwie zu Weihnachten, jedenfalls nehmen die Leute so etwas an Weihnachten ganz gut an. Und was München betrifft, glaub' ich, waren das wohl die Verse meiner Berggedichte, die für die positive Reaktion verantwortlich waren. Neuschwanstein beispielsweise könnte extra für Bayern geschrieben sein, denke ich mal so. Aber ich war auch in Leipzig, Freiburg und Stuttgart, und die Resonanz dort war ähnlich.
     
LiteraNews:   Gedichte schreiben ist ja eine große Leidenschaft von Dir. Wie bist Du dazu gekommen, hast Du Dir irgendwann gedacht, ich fange mal an zu schreiben, oder hat Dich irgendetwas oder irgend jemand dazu inspiriert?
     
F.A.:   Tja, das ist 'ne längere Geschichte. Wo fange ich an? Ja also schreiben konnte ich schon immer ganz gut, wenn auch mit fürchterlichen Rechtschreibfehlern. Aber angefangen hat das wohl mal in Verbindung mit einer anderen Leidenschaft von mir: Bergsteigen, Wandern, halt in der Natur, im Gebirge unterwegs sein. Irgendwann habe ich angefangen ein Tourenbuch zu schreiben, halt alles aufzuschreiben, was ich während der Touren so erlebt habe. Ich fand das erst mal 'ne ganz coole Idee. Später haben mir dann Freunde gesagt, das meine Aufzeichnungen ganz gut sind und mir geraten, das mal als Buch aufzuschreiben. Das hab' ich dann auch gemacht. Ist 'ne voll witzige Sache dabei rausgekommen: "Berge zur Selbsterkenntnis", fast dreitausend Seiten, die ich aber nie veröffentlicht habe, weil mir die Finanzen und die Zeit fehlten. Ich habe das mehrmals wieder angefangen und es ist ebensooft wieder eingeschlafen. Na ja, mit dem Schreiben von Versen habe ich angefangen..... Ja, was bringt einen vernünftigen Mann dazu, Gedichte zu schreiben?
     
LiteraNews:   Die Liebe....?
     
F.A.:   Eine Frau..... Richtig. Die ersten Verse habe ich für eine Frau geschrieben, mit der ich fünf Jahre zusammen war, bis '98. Ich glaube, ich habe aus Liebe geschrieben, oder vielleicht für die Liebe, oder so..... Jedenfalls habe ich dann irgendwann damit angefangen, mein ganzes Leben in Versen aufzuarbeiten.
     
LiteraNews:   Als eine Art Problembewältigung?
     
F.A.:   Ja, ich glaube das trifft es so ungefähr. Vieles, was tief in mir drin war, aus der Vergangenheit, und was ich in Versen aufgeschrieben habe, kam dadurch an die Oberfläche. Verstehst Du, ich meine, zu vielen negativen Erlebnissen und Erfahrungen aus der Vergangenheit habe ich dadurch einen objektiveren Bezug bekommen. Vieles konnte ich jetzt und so, in der Gegenwart besser verarbeiten und auch damit umgehen. Ich glaub' schon, dass das eine Art von Vergangenheitsbewältigung war....., ist.
     
LiteraNews:   Was waren so Deine schlimmsten Erfahrungen, die sich in Deinen Gedichten wiederspiegeln? Ich glaube Dein Gedicht "Der längste Abschied", das Du ja nicht selbst vorgetragen hast, handelt von so einer Erfahrung.
     
F.A.:   Der längste Abschied...., ja, das so einfach vorzutragen, ich glaub', das hätte ich einfach nicht gebracht. Verstehst Du, die Erinnerungen an dieses Erlebnis, an diese Erfahrung sind einfach noch zu deutlich, auch wenn das jetzt mehr als zwanzig Jahre zurück liegt. Ich glaube das war damals meine bis heute intensivste Erfahrung mit der Liebe und auch mit dem Tod. Ich habe das lange Zeit nicht verstanden, ich meine, eine große Liebe auf diese Weise verlieren zu müssen, ich hab' das einfach nicht geschnallt. Ich weiß nicht, aber wenn man das erlebt hat, kann man zwar darüber schreiben, um sich Luft zu machen, aber in aller Öffentlichkeit vortragen? Das ging einfach nicht. Der längste Abschied, das war eigentlich kein Gedicht, das ich einfach so geschrieben habe, aus der Vergangenheitsbewältigung heraus. Eigentlich war es ja ein Brief.
     
LiteraNews:   Ein Brief?
     
F.A.:   Ja, so seltsam das auch klingen mag. Irgendwann war ich mal ziemlich down drauf, so richtig tief unten, und ich glaub', Alkohol war wohl auch noch im Spiel, da habe ich Janine, also meiner ersten großen Liebe, die ich auf so tragische Weise verloren hatte, einen Brief in Versen geschrieben, einfach so..... Das war aber bereits, als ich mit Xxxxxxx, also meiner letzten großen Liebe zusammen war, also sehr viel später.
     
LiteraNews:   Aber Deine ersten Gedichte hast Du für eine andere Frau geschrieben?
     
F.A.:   Als ich mit ihr zusammen war, habe ich damit angefangen, das ist richtig. Ja, daher auch der Titel des leider bis heute nicht veröffentlichten Gedichtbands: Die Sternenlade. Ich hatte irgendwann im Laufe unserer Beziehung damit begonnen alle meine Verse in so ein kleines chinesisches Tagebuch zu schreiben, alles von Hand. Zu ihrem Geburtstag habe ich ihr dann ein kleines Kästchen dazu gebastelt, so mit eingelegten Sternen, die im Dunkeln leuchteten, und mit echtem Blattgold, und so; na ja, was man eben so macht, wenn man in eine Frau so total verschossen ist. Dieses Kästchen habe ich dann einfach die "Sternenlade" genannt, ja, ungefähr so war das...
     
LiteraNews:   Hast Du das Kästchen noch?
     
F.A.:   Nein. (lacht)
     
LiteraNews:   Was ist damit passiert?
     
F.A.:   Ich hatte es an einen lieben Menschen verschenkt. Es war ein kleines Kunstwerk und ich glaube, dass es heute noch irgendwo eine Anrichte verziert, oder so...
     
     
     
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2. Bergsteigen

Interview

Michaela Dietze- Schoreit (LiteraNews, München)

Ausgabe Jan. 2000

 
LiteraNews:   Deine zweite große Leidenschaft ist das Bergsteigen. Wie bist Du mal dazu gekommen und wie lange machst Du das schon?
     
F.A.:   Na ja, dazu gekommen bin ich so: Ich weiß nicht mehr genau, aber ich glaube, ich war damals auf der Grundschule, da hat mich meine Oma mal nach Pfronten/Allgäu mitgenommen. Bis dahin kannte ich nur Dänemark. Also das war schon gewaltig, die Berge kennenzulernen. Ich stand das erste Mal im Gebirge und war fasziniert von dieser ganz neuen Welt. Welche Veränderungen dieser erste Kontakt mit den Bergen in meinem Leben auslösen würde ahnte ich damals freilich noch nicht. Nach diesem ersten Kontakt mit dem Hochgebirge konnte ich nun in der Schule etwas Aufregendes erzählen und siehe da: Ich war jetzt jemand! Irgendwann, ich glaube 1979 war das, stand ich dann das erste Mal vor dem Matterhorn, eben dem Berg, der alle Bergbegeisterten früher oder später anzieht. Ab diesem Moment war ich ständiger Gast auf den Schweizer Gipfeln.
     
LiteraNews:   Du hast, glaube ich, das Matterhorn mehrmals bestiegen. Hast Du zu diesem Berg eine besondere Beziehung?
     
F.A.:   Nein, eigentlich nicht...., oder doch, es ist sehr schwierig, das zu definieren. Als ich das erste Mal auf diesen Berg stieg, war ich ein blutiger Anfänger und hatte unglaubliches Glück, dass ich von dort wieder heile herunter kam. Ein guter Freund hat mich dann unter seine Fittiche genommen. Von ihm habe ich gelernt, was einen sicherheitsbewußten Alpinisten ausmacht. Danach bin ich noch so an die zehn Mal auf das Matterhorn gestiegen, meist mit irgendwelchen anderen Touristen im Schlepptau, um meine Urlaubskasse ein wenig aufzubessern. Das ist es dann aber auch schon, denn eigentlich mag ich diesen Berg nicht, obwohl er mir irgendwie leid tut, das sagen auch meine Verse in "Matterhorn" aus.
     
LiteraNews:   Wie meinst Du das, Du magst diesen Berg nicht? Du bist doch zehn Mal dort oben gewesen?
     
F.A.:   Na ja, das ist so, dieser Berg ist eine völlig überrannte, vernagelte Kletterstätte, wie ein Klettergerüst in einem Kindergarten bei Schönwetter. An manchen Tagen klettern da Hunderte 'rauf. Da ist nichts mehr von Alpenromantik und Bergeinsamkeit, wie man das aus den Heimatfilmen kennt. An manchen Tagen ist da mehr los, als am Wochenende auf dem Stachus. Weißt Du, ich brauche die Natur für mich, um zu mir selbst zu finden, um zu relaxen, verstehst Du? Ich meine, ich gehe nicht zum Spaß da hinauf, um mir noch von einem der hundert Möchtegernalpinisten ein Loch in den Kopf treten zu lassen.
     
LiteraNews:   Aber Du warst doch auch einer dieser Möchtegernbergsteiger?
     
F.A.:   Ja, das ist schon richtig, aber das muß ja nicht heißen, dass ich das gut finde und dass ich mir das antun muß, oder?
     
LiteraNews:   Zu den Geschichten in Deinen Berggedichten: Hast Du das alles wirklich erlebt, oder ist einiges daran bloße Erfindung?
     
F.A.:   Nein, das sind schon meine Erlebnisse und Erfahrungen, die ich da aufgeschrieben habe. Einige Erlebnisse waren schlimm. Die möchte ich am liebsten aus meinem Leben streichen. War manchmal ganz schön heftig, was ich da so erlebt habe, von Selbstaufgabe bis zu vermeintlichem Heldentum, oder das, was die Menschen darunter verstehen.
     
LiteraNews:   Wie meinst Du das?
     
F.A.:   Tja, wenn man so oft dort oben unterwegs ist, geschieht es zwangsläufig mal, dass man mal jemandem hilft, der in Bergnot geraten ist. So etwas wird dann sehr schnell, gerade auch von den Medien, als Heldentum herausgeputzt. Nur sehe ich das etwas anders. Ich finde, jeder sollte helfen, wo er kann, ohne große Worte darüber zu verlieren. Einige Zeitgenosen jedoch glauben, über das Leid anderer berühmt werden zu müssen.
     
LiteraNews:   Verbindest Du immer noch deine beiden Hobbys Gedichte und Berge miteinander?
     
F.A.:   Nun, ich bin einmal über die Berge zum Schreiben gekommen, wenn Du verstehst, und diese Verbindung läßt sich nicht mehr auflösen, denke ich. Ich beginne gerade damit, mein Buch "Berge zur Selbsterkenntnis" mit einem professionellen Satzprogramm neu aufzuarbeiten und ich arbeite gerade an einem neuen, fast monumentalen Gedicht: Tor zum Jenseits. Nein, ich glaube, diese Verbindung zwischen Berge und Schreiben, oder Berge und Gedichte, wird in meinem Leben immer Bestand haben. Also ich meine, solange ich schreibe, werde ich auch wieder ins Gebirge fahren, und solange ich das tue, werde ich auch wieder darüber schreiben, verstehst Du, das ist eine Symbiose, die sich selbst erhält.
     
LiteraNews:   Was gibt Dir die Gebirgswelt, also innerlich, psychisch?
     
F.A.:   Na ich denke, so 'ne Art Ausgeglichenheit, Abstand zu den alltäglichen Problemen des Lebens, so wie in Was wissen schon die Berge beschrieben. Weißt Du, das war bei mir immer so: Wenn mir etwas so richtig krass auf'n Puffer ging, habe ich mir meinen Rucksack geschnappt und bin ein Wochenende ins Gebirge gefahren. Anschließend stand ich den Problemen sehr viel objektiver gegenüber, also konnte wieder mit mehr Ausgeglichenheit an die Sache herangehen.
     
LiteraNews:   Also eine Art von Flucht vor Alltagsproblemen?
     
F.A.:   Ja und nein. Jeder von uns hat doch so seinen kleinen Fluchtpunkt, zu dem er sich zurückzieht um sich innerlich neu zu sammeln. Der eine hat seine Musik, ein anderer seine Lindenstraße, dieser hat sein Squash und jener hat seinen Segelsport. Nun ich habe meinen kleinen Fluchtpunkt im Wandern durch die Bergwelt um zu mir selbst zu finden, um meine eigenen Grenzen, mich selbst kennenzulernen. Das heißt natürlich nicht, das ich nicht ebenso gerne am Palmenstrand liegen würde....
     
LiteraNews:   Welche Wünsche und Träume hast Du?
     
F.A.:   Eine Frau, die zu mir hält, mich liebt, und mit ihr unter der Sonne Tahitiis träumen.....
     
     
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