Wolken in Flammen...


Wenn die stille Stunde beginnt,
wo Schmerz, Angst und Leid
zum kämpfen zu müde geworden sind,
wenn der Himmel im Schattenkleid
ziehender Wolken sich besinnt,
die Welt von allen Zwängen befreit,
wenn die Sonne glutrot vergeht,
verborgen hinterm Hügelkamm,
dann spüre ich, wie sanft verweht,
was morgens so stürmisch begann.

Wenn die Laute verklingen,
die den langen Tag belebt,
wenn der Vögel Abendsingen
erschallt wie ein Gebet,
und ihr Leid mit weiten Schwingen
über friedliche Talschaft weht,
was meine Einsamkeit erträglich macht,
was ich erst beginne zu sehen,
fühle ich, wenn vor dunkler Nacht
Wolken rot in Flammen stehen.

Auf diese einsam ruhende Stunde
zwischen Tag und Dunkelwerden,
senkt sich als heimliche Kunde
ein Hauch des Atems auf Erden,
der jedes Stören in der Runde
für Augenblicke nur, läßt sterben.
Der Abend schweigt in Andacht,
im letzten Schein noch gefangen,
und als Glut nochmal entfacht,
als Wolken rot in Flammen...


Und der Morgen danach...

Letzte Wolkenschleier ziehen noch
an den bewaldeten Hügeln,
strahlende Sonne erkämpft sich doch
schon den Himmel mit wehenden Flügeln,
erst Rosa, dann milchiges Blau steigt hoch!
Tau glänzt auf den Blumenkübeln,
läßt Hausbalkone fröhlich blinken
im jungen, morgendlichen Sonnenschein,
läßt frische Farben herüberwinken,
läßt auch mich unbeschwerter sein.

Die langen Schatten des ersten Grau
kriechen bald in sich zusammen,
weichen sonnigen Flecken im Tau,
die schon im hehren Licht gefangen.
Erste Vögel halten wache schau,
fliegen fröhlich singend von dannen,
frische Luft, die im Licht erbebt,
erfüllt den klaren Septembermorgen,
was im reinen, transparenten Klange lebt,
hält Leid und Ängste noch verborgen.

Die Klarheit des Tages besticht,
obgleich schon wieder Wolken schwärmen,
gleich eines Meeres weiße Gicht,
heranziehen aus den Fernen
und der Sonne strahlendes Gesicht
vom Himmelsbogen entfernen.
Die Bäume, die Menschen auf den Wegen,
es den Wolken gleichsam tun,
sich des Tages im Winde regen,
um am stillen Abend auszuruh'n.

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