Sohn der weißen Berge


Hohe Firne, weite Gletscher -
das ist Deine heile Welt;
Vogelsang und Bachgeplätscher -
ein Klang, der Dir gefällt;
bunte Blumen an den Wegen,
der Klang der ziehenden Herde -
ohne das kannst Du nicht leben,
Du Sohn der weißen Berge.

Du schwebst hoch oben am Berg
in ganz großen Träumen,
schreitest durch der Titanen Werk,
jenseits allen Zäunen.
In Deinem Geist wird wahr,
das Gleichgewicht der Erde,
als ihre Seele stehst Du da,
als Sohn der weißen Berge.

Die unten wissen nichts
von Deiner hehren, lichten Welt,
sie verleugnen das Gericht,
das bereits auf sie fällt.
Du aber weißt, wie es ist:
Sie sind nur böse, laute Zwerge,
nur Du ganz allein bist
der Sohn der weißen Berge.

Welche sich die Deinen nennen,
und meinen, alles zu verstehen,
sie werden doch nie erkennen,
werden niemals Deine Bilder sehen,
die alles in sich bewahren,
durch die alles bewegt werde;
nur Du kannst es erahnen,
Du Sohn der weißen Berge.

Nichts bleibt Dir verborgen,
wenn Du auf den Gipfeln stehst;
dort blickst Du auf das Morgen,
in dem Du das, was sein wird siehst.
Du verstehst das große Geheimnis,
bewahrst ein mächtiges Erbe;
erhelle damit die Finsternis,
Du Sohn der weißen Berge.

Stehst getreu mit Herz und Hand
für die hohe Welt der Berge ein,
und darfst in Wald und Felsenwand,
auf lichten Höhen zu Hause sein.
Daß der Berge Glück und Segen
auf dieser Welt nie sterbe,
dafür gibst Du Dein Leben,
Du Sohn der weißen Berge.

Alles ist jetzt Vergangenheit,
dein Leben ist erloschen;
gabst einer Frau Deine Freiheit,
sie hat Dein Herz gebrochen.
Was bleibt, ist Dein Tagebuch -
Ein stiller Schrei, Dein Erbe.
Nun ruhest unter'm Leichentuch
Du Sohn der weißen Berge.

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