Bergführers Erbe

Lied


Einsames Gold,
es liegt verborgen am Felsen,
verdient, nicht verzollt,
so ruhet es da.
Bergführers Gold,
es glänzt hoch droben am Berge,
sein heimlicher Sold,
ein stilles, geheimes Erbe.

Im flachen Land war er geboren,
die Kindheit hat er dort verbracht,
doch eine Sehnsucht ward erkoren,
sie befiel ihn über Nacht.
Er stieg allein zu Gletschers Säume,
zog über hohe Berge fort,
folgte den Stimmen seiner Träume,
sie waren kein leeres Wort!

Er reiste oft beschwerlich weit,
ins Wallis, der Berge Land;
zu der Alpen großen Schönheit
hat er sich stets bekannt.
Als Führer lernte er sie kennen,
die Gipfel, die Wände, und Grate,
er wußte jede Route zu nennen,
man zog ihn oft zu Rate.

Daß er ein Bergführer werde,
das war sein heimlicher Traum,
denn er kannte die wilden Berge
dort oben im Wolkenraum.
Stand er hoch oben, sah hinunter
von den steilen Warten seiner Welt,
dachte er, daß dieses Wunder
auch anderen Menschen gefällt.

Er stieg mit vielen reichen Gästen
auf's strahlende Dach der Schweiz,
über Flanken, Grate und Wächten,
verdiente Geld und Gold im Schweiß.
Viele Touren ging er im Seilverband
mit Menschen, die er nicht kannte;
sie lohnten ihn mit Vrenli und Rand,
einer Macht, die ihn bald bannte.

Er war ein König im Reich der Berge,
die weißen Gipfel waren sein Zuhaus;
seiner Abenteuer, seines Lebens Erbe
trug er in Gold zu ihnen hinauf.
Er führte, und die Berge schwiegen,
erlaubt waren seine Touren nicht!
Doch stets die Leute mit ihm stiegen,
Verbote und Steuern nannte er "schlicht".

Erst das Schicksal ließ ihn reifen,
und erkennen, was wahre Werte sind.
Am Berg begann er zu begreifen,
wie rasch ein Leben doch verrinnt.
Liebe und Glück ist nicht Gold allein -
so trug er seinen Schatz den Bergen zu,
und bettete im stillen Abendschein
seinen Hort an Felsenwand zur Ruh'.

Einsames Gold,
niemand kann es bergen,
so hat er's gewollt,
so ist es wahr.
Bergführers Gold,
schimmert im Abendscheinen;
nie hat er's geholt,
es liegt noch unter Steinen.

 

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