Eigene Wege

meinem Vater Otto Adlung


Bereits in jüngsten Tagen war
ich nicht so, wie andere Kinder,
war schüchtern, so unnahbar,
und stand bei Allem nur dahinter.
Sicher hattest Du Dich gefragt,
weshalb Dein Sohn so träge;
schon damals hatte ich's gewagt,
und ging heimlich eigene Wege.

Die Schule ist, so glaubtest Du,
wichtig für Deines Sohnes Leben,
doch paßte ich nicht in Deine Schuh',
folgte nicht Deinem Sinnen und Streben.
Ich wollte mich nicht konzentrieren,
auf Deine beharrlich mahnende Rede,
hörte nur auf mein inneres Inspirieren,
und ging so meine eigenen Wege.

Ich sollte mal was Besseres werden,
mehr erreichen, als Du im Leben,
doch Streben galt mir nichts auf Erden,
ich hatte mir ein anderes Ziel gegeben.
Ich wurde ein Träumer und Idealist,
begann in Phantasien zu leben,
lieber Vater, ich wagte den Zwist,
und wandelte auf eigenen Wegen.

Du hattest etwas Großes aufgebaut,
mich als Sohn Deiner Firma erkoren,
hattest Du nie zur Möglichkeit geschaut,
daß ich für andere Dinge geboren?
Ich kann nicht in Deinen Spuren wandeln,
lieber Vater, versuch es zu verstehen,
ich muß nach meinen Idealen handeln,
ich möchte gern eigene Wege gehen.

Eine große Chance gabst Du mir,
die sonst kein Sohn erwarten kann,
dafür bin ich auch dankbar Dir,
mein Leben lang denke ich daran!
Doch daß ich sie nicht ergreife,
lieber Vater, sei mir nicht böse,
aber versteh bitte, und begreife,
ich gehe lieber eigene Wege.

Vater, ich will Dich nicht verraten,
doch mich locken eigene Interessen.
Bin ich deshalb als Sohn mißraten,
weil ich von eigenen Ideen besessen?
Mein Herz schlägt für die Berge,
ihnen gehört mein kleines Leben,
auch wenn ich nicht wie Du sein werde,
gehe ich doch auf eigenen Wegen.

Du hattest Deine einzige Hoffnung
in mich, Deinen Sohn gesetzt,
doch bot ich Dir Enttäuschung,
hatte Deinen Zukunftstraum verletzt.
Wenn ich Deine Erwartungen nicht erfülle,
Dein Lebenswerk nicht übernehme,
gibst Du mir dennoch voller Milde,
Dein "Ja" für meine eigenen Wege?

Lieber Vater, erkanntest Du nie,
meine heimliche, kreative Gabe,
die mir Dein eigener, großer Geist verlieh,
die ich doch von Dir empfangen habe?
Ich habe das natürliche Erbe vollendet,
das Mutter und Du mir gegeben,
habe es zu eigenen Idealen gewendet,
zu meinen eigenen stillen Wegen.

Du hast beschützt und behütet,
meinen unsicheren Pfad der Jugend,
hast gebaut und festgelötet,
das hohe Gerüst meiner Tugend,
lehrtest mich Verantwortung zu tragen,
Körper und Geist sinnvoll zu regen,
doch heute muß ich Dir sagen:
Ich gehe nun auf eigenen Wegen.

Sie mögen nicht immer richtig sein,
die Wege in meinem Leben,
dann fällt mir hoffentlich ein,
was Du mir an Rat stets gegeben.
Bist Du auch mal nicht mehr hier,
wirst Du in mir noch Stärke hegen,
denn Du bist, bitte glaube mir,
immer ein Teil auf meinen eigenen Wegen.

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