Brüderchen und Schwesterchen
(Märchen nach Gebr. Grimm, Neufassung)

Fünfundzwanzig Jahre ist das jetzt her,
oder sind es inzwischen dreißig,
sie spielten noch mit dem Teddybär,
übten das Großwerden schon fleißig.

Eine Brockenhexe aus dem Harze
aus Draht und buntem Stoffkleide,
auf der krummen Nase eine Warze,
so eine Hexe hatten sie beide.

"An dem Kopf der Hexe musst Du drehen",
sprach das Brüderchen ganz geheimnisvoll,
"kannst an der Wand dann tolle Bilder sehen,
Schwesterchen, aber drehen musst Du, ganz doll!"

Schwesterlein noch so naiv und unerfahren,
glaubte, was der alte, weise Bruder sprach,
drehte eifrig den Holzkopf mit Wattehaaren,
bis..., oh nein, das Drahtgenick der Hexe brach.

Schwesterchen begriff nun die Schwindelei
und fing bitterlich zu weinen an:
"Ach Bruder, meine schöne Hexe ist entzwei,
mach doch bitte den Kopf wieder d'ran."

Doch Brüderchen schadenfroh und heiter
dachte nicht mehr ans Schwesterlein,
spielte froh mit der eigenen Hexe weiter,
ließ Schwester mit dem Unglück allein.

Viele Jahre sind ins Land gezogen,
sie wurden erfahrener und reifer,
Schwesterchen hat eigene Kinder erzogen,
Brüderchen arbeitet mit Fleiß und Eifer.

Beim Ausflug in Harzer Sonnenglimmer
erinnert sich Brüderchen wieder daran,
wie er Schwesterlein im Kinderzimmer
vor Jahren hatte unrecht getan.

Er suchte eine Hexe, die beritten,
zur Walpurgisnacht im Mai,
ging damit sein Schwesterchen zu bitten:
"Für den Hexenbruch von einst, verzeih!"

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