Ein kleines Tröpfchen

Heute möchte ich von Dir Fotos machen,
lass es zu, ich weiß, sie werden wunderbar,
zieh Dich aus, alle Deine ganzen Sachen,
hüllenlos bist Du mein schönster Star.

Du bist so wunderschön und perfekt,
präsentiere Deine nackte Schönheit mir!
Du hast meine heimliche Neugier geweckt,
ich mache die herrlichsten Bilder von Dir!

Du stehst umflutet vom Scheinwerferlicht,
streckst Dich am Spieglein an der Wand,
Angst oder Scham, die spürst Du nicht,
denn ich leite Dich mit sicherer Hand.

Du hast gesagt, dass Du so etwas nicht kannst,
ist Dir klar, dass Du schöner, als jedes Modell bist?
Weißt Du, dass Du mein Herz total entflammst,
dass Du auf ihm Deine Siegesfahne hisst?

Verführerisch graziös, wie Du Dich wiegst,
Deine glatte Haut im Lichte schimmert,
wie Du Deinen Körper zum Schatten biegst,
Dein süßer Duft um meine Nase flimmert.

Fünfhundert-Watt-Spotts in Hitze erstrahlen,
Du bewegst Dich, Dir wird warm und heiß,
meine Gedanken fangen an, ein Bild zu malen,
eine Geschichte, von der nur ich etwas weiß.

Ein roter Seidenschal berührt Deine Schenkel,
Deinen Hals, Deine Brüste, Deinen Bauch.
Du führst es am Finger, wie an einem Henkel,
es fließt an Dir herab, wie ein zarter Hauch.

Ein kleines, glitzerndes Tröpfchen,
wandert plötzlich über Deine weiche Haut,
aus Deinem schwarzseidenen Schöpfchen
es keck auf Dein Gesicht sich traut.

Es schleicht über Deine Stirn hinab,
berührt Dein Auge und flieht weiter,
ballanciert auf Deiner Nase ohne Stab,
wie ein kühner und verwegener Reiter.

Hängt an Deiner Nasenspitze und traut sich nicht,
doch Deine rhytmische Bewegung gibt ihm Schwung,
ein funkelnder Salto im strahlend weißen Licht,
auf Dein süßes Kinn wagt es seinen mutigen Sprung.

Es rinnt entlang an Deiner goldenen Kette,
setzt sich neben die Spitze Deiner Brust,
ich werde sogleich nervös und ich wette,
niemals triebst Du mich schneller zur Lust.

Doch an dieser verzückten Stelle
ruht das Tröpfchen nur ein Weilchen,
mit Deiner nächsten Atemwelle,
beginnt es schon das nächste Meilchen.

Über Deinen süßen Bauch huscht es jetzt,
als glitzerndes Fünkchen nach unten drängt,
über warmsamtig weiche Haut es wetzt,
bis Dein Bauchnabel es anlockt und fängt.

Ist des Tröpfchens Reise schon zu Ende?
Nein, keineswegs, sieh nur hin, genau:
Schon lugt es heraus und ganz behende
schwebt es in Deinen Schoß, wie Morgentau.

Da sitzt es nun, an Deinem süßesten Ort,
wie ein winziger, glitzernder Diamant,
von dort will es scheinbar nicht mehr fort,
ich selbst wäre ich gern dorthin verbannt.

Ich sehe es nochmal an Deinem Bein,
das Shooting ist beinahe abgeschlossen.
Muss so etwas Schönes schon zu Ende sein,
habe ich bereits einen Film verschossen?

"Verkauf doch die Bilder mit Gewinn,"
höre ich plötzlich Deine Stimme sprechen,
"dann macht der ganze Aufwand Sinn
und Du musst nicht unser Geld anbrechen!"

"Ich weiß, die Bilder sind eine Augenweide,
ein wahres Meisterwerk in diesem Licht,
doch selbst, wenn ich ewig Hunger leide,
Dich, mein Sternchen, verkauf ich nicht!"

Dann liegen wir uns in den Armen,
und fallen zusammen auf die Decke,
bis unser beider Kräfte erlahmen
und ich etwas Geheimes entdecke:

Das Tröpfchen sitzt auf einer Deiner Zehen,
es strahlt von dort und glitzert mich an.
Ich überlege, was es gerade von uns gesehen,
was es von uns beiden heute erzählen kann.

Diese Bilder aber, sind mein schönstes Gedicht,
die ich immer wieder höre, fühle und auch schau',
sie sind Liebe aus meiner tiefsten, innersten Sicht,
sie sind meine wunderbare, verführerische Frau!


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