Fálassas Dank

Sanften Fußes kamst Du geschritten,
an meinen einsamen, weißen Strand,
auf der größten der Inseln, inmitten
des blauen Meeres von Griechenland.

Voll Eifer und Übermut suchtest Du
nach den heiligen Augen Fálassas,
doch die Schätze der See sind tabu,
für alle, die sie rauben nur zum Spaß.

In der Gier nach meinen Muschelschätzen
durchpflügtest Du Dünen und den Sand,
wie sah ich Dich nach Naxosaugen hetzen,
im Rausche siebend, Dein eigenes Land!

Hunderte von meinen Meeresteilen
trugst Du schon im Tuch gebunden,
da sah ich Dich zum Meer hin eilen,
genügte Dir nicht, was Du gefunden?

Du erobertest mit Schnorchel und Brille
gar mutig mein friedlich träumendes Riff,
zu erbeuten nur war Dein einziger Wille,
weiße Muscheln von allerfeinstem Schliff.

So holtest Du von meinem tiefen Grund
zwei wunderschöne Muscheln an den Tag,
reich verziert, an Form und Farbe bunt,
schöner sie kein Gott zu schaffen vermag.

Ahntest Du nicht, was darinnen steckt,
welch ein Bewohner dieses Haus benutzt?
Empört kam heraus, was Du geweckt,
verwundert war Dein Blick und verdutzt.

Dieses Wesen aus meinem tiefen Reich,
überlebt nur in seinem Muschelhaus,
so bat ich, dass sich Dein Herz erweich,
und es wieder trägt ins Meer hinaus.

Meine mahnende Stimme hast Du erhört,
und gabst das Leben Fálassas gern zurück,
Dir war bewusst, was Dein Tun hier gestört:
Auch kleines Leben hat ein Recht auf Glück!

Zum Dank für Einsicht und Verständnis
schenke ich Dir diese reich verzierte Lade,
als Fálassas wundervolles Vermächtnis,
an Naxos erinner Dich diese stolze Gabe.

Die weißen Augen der See seien Dir geschenkt,
als buntes Mosaik auf dieser kleinen Truhe,
doch wenn Dein Fuß wieder zum Meere lenkt,
lass bitte meine seltenen Schätze dann in Ruhe!




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