Berge zur Selbsterkenntnis
 
Eine ganz andere Welt
Betrachtung
 
enn sie mir entgegenkommen,
in Montenvers, Zermatt, oder Lauterbrunnen,
mit verklebten Haaren und halboffenen Gamaschen,
den Pickel horizontal in der einen Hand,
das verschwitzte Hemd in der anderen,
dann würdigen sie mich keines Blickes.
Sie kommen aus einer anderen Welt.

Ich war auch einer von ihnen.
Doch statt des Pickels trage ich heute
ein quengeliges Kind auf den Schultern,
und halte eine Frau an der Hand,
die ihr nicht das geringste abgewinnen kann,
dieser ganz anderen Welt.

Sie suchen hier oben sich selbst,
oder verdrängen hier den Alltag,
der vollgestopft ist mit Problemen.
Sie suchen einen Ort der Ruhe und Freiheit,
am Obergabelhorn, oder am Dom,
am Blümlisalphorn, oder am Mont Blanc,
in einer ganz anderen Welt.

Ich suche nicht mehr,
und verdränge die heimliche Leidenschaft,
träume nur noch in einsamen Minuten davon.
Frau und Kind geben mir den Vorwand,
ihr zu entsagen,
dieser ganz anderen Welt.

Die mir entgegenkommen, sie beachten mich nicht,
und ich verstehe es,
aber es tut so weh.
Alte Freunde warten auf mich,
sie laden mich ein, mit ihnen zu steigen,
aber ich weiß nicht, ob ich es überhaupt noch will.
Doch meine Seßhaftigkeit und Gebundenheit,
sie bedrücken mich, wenn ich die anderen sehe,
so, wie mich selbst noch vor ein par Jahren.

Einmal halte ich es nicht mehr aus,
dann packe ich Seil und Pickel auf den Rucksack,
und steige wieder dort hinauf,
nur mal für ein Wochenende,
oder für eine einzige Tour,
nur, um sie noch einmal wiederzusehen,
diese ganz andere Welt!
 
 
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