Falassas Tränen

In kalter Ferne bist Du geboren,
Du Tochter des ägäischen Meeres,
schon damals warst Du verwoben
mit der Weite des Wellenheeres.

Dein großes, gutes Herz umarmt
von Deiner wahren Mutter Fálassa,
hat auch Dein Träumen sich getarnt,
tief in Dir jedoch ist es noch da.

Dein Leben fand sich im Norden,
im dunklen, verregneten Lande,
Meereskind, was ist aus Dir geworden,
fühlst Du nicht die alten Bande?

In Deinen Träumen flogst Du fort,
zu diesem Land von Meer und Licht,
und in Gedanken liebtest Du dort
den hellen Strand, die sprühende Gischt.

Sehnsuchtsvoll hast Du oft geschaut,
durch trübe, regennasse Fensterscheiben,
hast heimlich Du gehofft und vertraut,
wieder bei Deiner Fálassa zu bleiben.

Jahr für Jahr hast Du geweint
Deiner Sehnsucht bittere Tränen,
hast gewünscht, die Sonne scheint,
und gewartet im stillen Sehnen.

Eine Liebe erleuchtete Dein Herz,
plötzlich kam sie zu Dir zurück,
gab Hoffnung, linderte den Schmerz,
führte Dich in ein neues Glück.

Du sahst weiße Berge hoch vom Himmel her,
doch Deinen Traum konnten sie nicht besiegen
Dein Heimweh nach dem klaren, blauen Meer,
schlummerte noch tief in Dir, verschwiegen.

Dann endlich, nach so vielen Jahren,
hast Du Dich von der Last befreit,
und bist in Deine Heimat gefahren,
über das blaue ägäische Meer so weit.

Voller Erinnerungen kehrtest Du heim,
auf Deine Sonneninsel und zu Fálassa,
doch was Du sahst, konnte nicht sein,
Du glaubtest nicht, was hier geschah.

Deine stillen Buchten voll Touristenschwärme,
die Mopeds, Autos und Reisebusse lenkten,
durch staubige Straßen und Sonnenwärme,
hin zu den Stränden, wo sich alle drängten.

Die Menschen, die Dir so fröhlich bekannt,
hatten ihre alte Freundlichkeit eingebüßt,
Du erkanntest es nicht mehr, Dein Land,
niemand mehr, der Dich mit Tanz begrüßt.

Alles strebte nur noch nach Ruhm und Geld,
nach schnellem Reichtum und Macht,
verloren war die unbeschwerte Inselwelt,
die im Tourismus und Konsum erwacht.

Tiefe Trauer erfüllte da Dein Herz,
hattest Deine Tränen so oft vergossen,
die nun in still schweigendem Schmerz
zu Fálassa in das Meer geflossen.

Da begann auch Fálassa an zu weinen,
am Strand sah man die Tränen landen
sie ergossen in himmelblauen Steinen
sich denen, die Eure Trauer verstanden.

Meeresblau hell funkelnde Tränen
aus dem Herzen der Tiefe befreit,
entflohen des Wassers kalten Venen,
versteint in Kristallen der Ewigkeit.

Als edle Boten der Gefühle,
Fálasas Geist in ihnen ruht,
geboren aus der Wellen Gewühle,
sind sie des Mittelmeeres Blut.

So eine Träne, so wunderschön,
in ihrer herrlichen blauen Pracht,
kannst Du heute vor Dir seh'n,
ich habe sie für Dich mitgebracht.

Fálassa hat sie für Dich allein geweint,
weil nur Du des Meeres Geist verstehst,
durch diese Tränen seid ihr vereint,
trage sie, wo immer Du auch gehst.

Denk daran und vergiß nie im Leben,
was Fálassas Tränen nur Dir erzählen,
wohin es Dich zieht, auf allen Wegen,
sollst Du den Pfad des Meeres wählen.




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